Energiewende: Laut einer Studie nur 15 % der Befragten mit dem Tempo zufrieden

Energiewende

12.02.2025: Eine aktuelle Studie zur Energiewende zeigt, dass eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Umstellung auf erneuerbare Energien grundsätzlich befürwortet, jedoch eine deutlich höhere Umsetzungsgeschwindigkeit fordert. Laut einer repräsentativen Online-Befragung des Wuppertal Instituts im Auftrag des Energiedienstleisters Westenergie halten 60 Prozent der 2.062 befragten Erwachsenen die Energiewende langfristig für notwendig. Gleichzeitig sind jedoch nur 15 Prozent mit dem bisherigen Fortschritt zufrieden.

Kein Vertrauen in die Bundesregierung

Besonders kritisch wird das Vertrauen in die politischen Akteure gesehen: Nur 22 Prozent der Befragten glauben, dass die Bundesregierung die Energiewende richtig und gerecht umsetzen kann. Wesentlich mehr Vertrauen genießen hingegen wissenschaftliche Institutionen (46 Prozent) und Umweltorganisationen (39 Prozent). Auch Energieversorger schneiden mit 26 Prozent nur wenig besser ab als die Politik.

Westenergie-Chefin Katherina Reiche bezeichnete die Studienergebnisse als deutlichen Weckruf. Sie fordert einen überparteilichen Konsens, der als langfristiger Kompass für die Energiewende dient. Die Bundestagswahl bietet eine entscheidende Gelegenheit, die energiepolitischen Weichen für die Zukunft zu stellen.

Finanzielle Belastungsgrenze der Bürger erreicht

Ein zentrales Problem sieht die Bevölkerung in der wirtschaftlichen Belastung durch die Energiewende. Laut der Studie geben 43 Prozent an, dass ihre finanzielle Belastungsgrenze durch die aktuellen Energiepreise erreicht sei, während ein Drittel zusätzliche Kosten für den Klimaschutz ablehnt. Johannes Venjakob vom Wuppertal Institut betont, dass die Akzeptanz der Energiewende maßgeblich davon abhängt, wie deren wirtschaftliche Auswirkungen verteilt werden.

In diesem Zusammenhang schlägt der Übertragungsnetzbetreiber Amprion eine Reform der Netzentgelte vor, um die Kosten gerechter zu verteilen. Momentan werden sämtliche Netzausbaukosten auf alle Stromverbraucher umgelegt. Amprion-Chef Christoph Müller fordert, dass künftig nur noch die eigentlichen Netzkosten über die Netzentgelte finanziert werden, während Kosten für den Umbau des Energiesystems – etwa Engpassmanagement oder Reservekraftwerke – separat betrachtet werden. Dies könnte kurzfristig die Übertragungsnetzentgelte um etwa ein Drittel senken und somit alle Netzkunden entlasten.

Gleichzeitig plädiert Müller dafür, dass neu errichtete Erneuerbare-Energien-Anlagen, Speicher und Elektrolyseure stärker an den Netzkosten beteiligt werden sollten. „Wer das Netz nutzt, sollte auch dafür bezahlen“, so Müller. Dies könne zu einer faireren Kostenverteilung beitragen und die Akzeptanz der Energiewende erhöhen.

Klimawandel als Bedrohung erkannt – doch viele zweifeln an wirksamen Gegenmaßnahmen

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist die ambivalente Einstellung vieler Bürgerinnen und Bürger zum Klimawandel und den Maßnahmen dagegen. Während 73 Prozent den Klimawandel als Bedrohung wahrnehmen, glauben 44 Prozent, dass politisches oder individuelles Handeln ihn nicht mehr aufhalten kann. Diese Skepsis könnte die Dringlichkeit und Entschlossenheit bei der Umsetzung der Energiewende beeinträchtigen.

Die Umfrage zeigt somit deutlich, dass die Unterstützung für die Energiewende zwar vorhanden ist, jedoch die Geschwindigkeit der Umsetzung als unzureichend empfunden wird. Gleichzeitig fehlt es an Vertrauen in die Politik, die Energiewende effizient und sozial gerecht umzusetzen.

Die wirtschaftlichen Belastungen spielen hierbei eine zentrale Rolle und könnten die gesellschaftliche Akzeptanz gefährden. Um eine breite Unterstützung sicherzustellen, braucht es neben einem überparteilichen Konsens auch faire Kostenverteilungen und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für Haushalte und Unternehmen. Die kommenden politischen Entscheidungen, insbesondere im Zuge der Bundestagswahl, könnten maßgeblich darüber entscheiden, wie sich die Energiewende in den nächsten Jahren entwickelt.

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