Gefahr aus China: So könnten deutsche Solaranlagen manipuliert werden
11.02.2025: Der Boom der Photovoltaik in Deutschland erreicht neue Höhen: Millionen neuer Solaranlagen speisen grünen Strom ins Netz ein. Doch während die Energiewende Fahrt aufnimmt, birgt sie auch ein oft übersehenes Risiko: Die massive Abhängigkeit von chinesischen Komponenten könnte im Ernstfall zur Achillesferse der deutschen Stromversorgung werden. Experten warnen vor der Möglichkeit, dass ausländische Hersteller die Kontrolle über Wechselrichter und damit ganze Solaranlagen erlangen könnten.
Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie
Die deutsche Solarindustrie erlebte durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen Boom in den 2000er Jahren, der tausende Arbeitsplätze schuf und Unternehmen wie SolarWorld von Frank Asbeck groß machte. Doch unter der schwarz-gelben Koalition begann die Regierung von Angela Merkel, die Förderungen zu kürzen, um die Strompreise zu senken.
Gleichzeitig erlangten chinesische Unternehmen durch staatliche Subventionen und Preisdumping die Marktführerschaft. Die Folge war eine Pleitewelle, in der auch SolarWorld unterging. Peter Altmaier versuchte als Umweltminister den Niedergang zu bremsen, doch der internationale Wettbewerb und steigende EEG-Umlagen bremsten die deutsche Solarindustrie weiter aus. Heute dominiert China den Markt, während Deutschland sich auf Nischen konzentriert. Auch die Absage der Subventionen für die deutsche Solarindustrie durch Christian Lindner (FDP) als Finanzminister während der Ampelregierung wirkte sich nachteilig auf die deutschen Photovoltaikhersteller aus.
Photovoltaik-Boom und seine Schattenseiten
Ende 2024 waren in Deutschland rund 4,75 Millionen Photovoltaikanlagen installiert – ein Rekordwert, der die Ausbauziele der Bundesregierung übertraf. Doch während die Solarenergie immer wichtiger für die nationale Stromversorgung wird, sehen Experten eine bedenkliche Entwicklung: Mehr als 80 Prozent der Wechselrichter, die für den Betrieb der Anlagen essenziell sind, stammen aus China. Hersteller wie Huawei, Sungrow oder Ginlong Solis bieten ihre Produkte oft deutlich günstiger an als europäische Konkurrenten – und dominieren damit den Markt.
Droht eine externe Kontrolle deutscher Solaranlagen?
Die zentrale Schwachstelle: Wechselrichter. Diese Geräte wandeln den von Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um, der ins Netz eingespeist wird. Sie sind internetfähig und können aus der Ferne gesteuert werden – beispielsweise für Software-Updates. Doch genau diese Fernsteuerbarkeit könnte zum Problem werden: Was, wenn nicht nur Netzbetreiber, sondern auch ausländische Regierungen Zugriff auf diese Technik erhalten?
Laut Experten des Fraunhofer-Instituts könnte China theoretisch große Teile der deutschen Solarstromproduktion ferngesteuert drosseln oder abschalten. In einer politischen Krisensituation wäre das eine potenziell verheerende Bedrohung für die nationale Energieversorgung.
Die Reaktion deutscher Sicherheitsbehörden
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt bereits seit Jahren vor Cyberrisiken durch ausländische Technologie. Auch die Bundesnetzagentur nimmt die Gefahr ernst.
Pressesprecherin Ulrike Platz erklärte dazu: „Wir haben Sicherungssysteme, um das Stromnetz schnell zu stabilisieren, sollte es zu großflächigen Ausfällen kommen.“ Dennoch bleibt das Risiko bestehen, dass plötzlich mehrere Gigawatt an Leistung verloren gehen – ein Worst-Case-Szenario, das die Netzstabilität massiv gefährden könnte.
Das neue Solarspitzengesetz als zweischneidiges Schwert
Um das Netz besser zu regulieren, hat der Bundestag kürzlich das sogenannte Solarspitzengesetz verabschiedet. Es ermöglicht Netzbetreibern, Anlagen ab sieben Kilowatt ferngesteuert abzuregeln, wenn es die Netzstabilität erfordert. Doch genau hier liegt die Krux: Sollte die Steuerung dieser Anlagen nicht ausreichend gesichert sein, könnte sie auch in falsche Hände geraten.
Was können wir tun?
Experten fordern dringend Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren. Dazu gehören der verstärkte Einsatz europäischer Wechselrichterhersteller sowie die Umstellung auf intelligente Messsysteme, die eine netzdienliche Steuerung unabhängig von den Herstellern ermöglichen. Zudem müsse die Cybersicherheit in der Energieversorgung oberste Priorität erhalten.
Stephan Liese vom Fraunhofer ISE warnt: „Wir befinden uns in einer ähnlichen Abhängigkeit wie einst bei der Gasversorgung. Doch diesmal scheint es noch niemand wirklich wahrhaben zu wollen.“ Es bleibt also die Frage: Wann wird gehandelt – erst im Ernstfall oder schon vorher?
Der Fall der deutschen Solarbranche zeigt, dass eine strategische Industriepolitik essenziell ist, um langfristige wirtschaftliche Stabilität und die Netzsicherheit zu garantieren und eine erfolgreiche Energiewende zu sichern.