Green-Tech-Jobs: Stagnierende Nachfrage bremst Jobwachstum

Photovoltaik reinigen

17.03.2025: Der europäische Solarsektor hat in den letzten Jahren ein enormes Wachstum verzeichnet. Besonders im Jahr 2023 war mit einem Zubau von mehr als 60 Gigawatt an neuer Photovoltaik-Leistung ein deutlicher Anstieg zu beobachten. Diese Expansion führte zu einer starken Beschäftigungszunahme in der Branche. Laut dem jüngsten Bericht „EU Solar Jobs“ von Solarpower Europe waren Ende 2023 rund 826.000 Menschen in der EU im Solarsektor tätig – ein Anstieg um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Doch für 2024 sind die Prognosen verhaltener. Aufgrund von Herausforderungen bei Photovoltaik-Herstellern und einer abnehmenden Nachfrage, insbesondere im Bereich der Dachanlagen, erwartet Solarpower Europe nur noch ein leichtes Wachstum der Arbeitsplätze um 0,4 Prozent auf 830.000. Damit revidierte der Verband seine früheren optimistischen Schätzungen. Ursprünglich war das Ziel von einer Million Arbeitsplätzen für das Jahr 2025 anvisiert. Nun wird dieser Meilenstein erst für 2027 erwartet.

Deutschland führt in der Solarbeschäftigung

Mit einem Zubau von 15 Gigawatt war Deutschland im Jahr 2023 einer der führenden Solarmärkte in Europa. Parallel dazu stieg die Zahl der Arbeitsplätze auf 154.000, womit Deutschland Polen als Spitzenreiter abgelöst hat. In Polen, das mit 113.000 Jobs nun auf dem zweiten Platz liegt, sank die Nachfrage nach Dachanlagen, was zu einem langsameren Jobwachstum führte.

Auf Rang drei folgt Spanien, das in Europa die zweithöchste Menge an neuer Photovoltaik-Leistung installierte. Allerdings entfiel ein großer Teil des Ausbaus auf Großkraftwerke, die pro installiertem Gigawatt weniger Arbeitsplätze schaffen als Dachanlagen.

Maßnahmen zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes

Um langfristig stabile Jobzahlen in der Solarbranche zu gewährleisten, gibt Solarpower Europe in seinem Bericht konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Ermittlung des Fachkräftebedarfs: Eine detaillierte Analyse der benötigten Qualifikationen auf nationaler Ebene soll helfen, gezielte Ausbildungsprogramme zu entwickeln.
  • Karriereperspektiven in Erneuerbaren Energien: Die Schaffung attraktiver Ausbildungs- und Weiterbildungspfade für Solartechniker und verwandte Berufe.
  • Integration in den EU-Aktionsplan zur Elektrifizierung: Die Aufnahme einer umfassenden Qualifikationsstrategie in europäische Programme zur nachhaltigen Energieversorgung.
  • Berufliche Umschulung: Die gezielte Qualifizierung von Arbeitskräften aus traditionellen fossilen Industrien für den wachsenden Solarsektor.
  • Spezialisierte Ausbildung für Photovoltaik: Die Einführung solarspezifischer Ausbildungsinhalte für Elektriker und Techniker.

Zukunftsperspektiven und Flexibilität des Energiesystems

Neben dem Arbeitsmarkt beleuchtet der Bericht auch die langfristigen Herausforderungen für das europäische Energiesystem. Die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der EU warnt, dass die Flexibilität des Energiesystems bis 2030 verdoppelt und bis 2050 versiebenfacht werden muss, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen.

Neue Berechnungen zeigen, dass eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sowie die Elektrifizierung und Flexibilisierung der Stromnachfrage die europäische Wettbewerbsfähigkeit stärken und Stromkosten senken könnten. So könnte der durchschnittliche Day-Ahead-Strompreis bis 2030 auf unter 30 Cent/kWh und bis 2040 auf unter 25 Cent/kWh sinken.

Wandel in der Solarbranche unumgänglich

Die europäische Solarbranche steht an einem Wendepunkt. Nach einem beispiellosen Wachstum im Jahr 2023 zeigen sich 2024 erste Anzeichen einer Stagnation, insbesondere im Bereich der Dachanlagen. Dies hat direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, da das Jobwachstum langsamer verläuft als erwartet.

Um die langfristige Stabilität der Branche zu sichern, sind gezielte politische Maßnahmen erforderlich. Die EU ist gefordert, regulatorische Bedingungen zu optimieren, Investitionen in die europäische Photovoltaik-Produktion zu stärken und Qualifikationsmaßnahmen auszubauen. Gleichzeitig müssen Energieinfrastruktur und Flexibilität ausgebaut werden, um das Potenzial erneuerbarer Energien voll auszuschöpfen.

Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Europa seine ehrgeizigen Klimaziele erreicht und dabei gleichzeitig einen stabilen und wachsenden Arbeitsmarkt in der Solarbranche sichert.

Zurück