Handelsbilanz: Herausforderungen und Entwicklungen der deutschen Energiesicherheit

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19.02.2025: Der Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Strommix erreichte 2024 einen Höchstwert von bis zu 62,7 Prozent. Kleinere Selbsterzeuger sind in diesen Zahlen nicht erfasst. Trotz dieser Entwicklung bleibt Deutschland auf Stromimporte angewiesen, da Wind- und Sonnenenergie witterungsabhängig und schwer planbar sind.

Importabhängigkeit von Atomstrom aus dem Ausland

Deutschlands Strom-Handelsbilanz verzeichnete 2024 ein Defizit von 31,9 Terawattstunden (TWh). Der Grund: günstigere Stromerzeugungskosten in Nachbarländern und hohe CO2-Zertifikatskosten. Der Stromverbrauch stieg um 1,3 Prozent auf 464,4 TWh, während die inländische Produktion um 4,2 Prozent auf 431,7 TWh sank.

Der Import von Atomstrom hat sich gegenüber 2014 verdreifacht und erreichte 18,3 TWh. Dies entspricht rund einem Viertel aller Stromimporte. Hauptlieferanten sind Frankreich, die Schweiz, die Niederlande, Belgien, Schweden und Tschechien. Insgesamt machten ausländische Kernkraftwerke vier Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus.

Extreme Preisschwankungen am Strommarkt

2024 betrug der durchschnittliche Großhandelspreis 78,51 Euro pro Megawattstunde (MWh). Die Preise schwankten jedoch stark: Am 12. Dezember erreichte der Spitzenwert 936,28 Euro pro MWh, während es in manchen Stunden negative Preise von bis zu -135,45 Euro pro MWh gab.

Die Ursache: Erneuerbare Energien sind in der Erzeugung sehr günstig, der Strom kann sehr billig angeboten werden, doch ihre Verfügbarkeit schwankt. Kohle- und Gaskraftwerke benötigen hingegen kontinuierliche Brennstoffzufuhr und hohe Fixkosten, was ihre Produktion verteuert. Besonders die Gaspreise sind seit dem Krieg in der Ukraine stark gestiegen. Zudem wurde ein Teil der konventionellen Kraftwerke nicht kurzfristig hochgefahren. Wir berichteten.

Europäischer Stromhandel als Ausgleich

Der europäische Strommarkt hilft, Angebot und Nachfrage auszugleichen. An der Leipziger Energiebörse werden langfristige Geschäfte abgeschlossen, während die Spotmarktbörse in Paris den tagesaktuellen Handel regelt. Typischerweise steigt die Nachfrage im Winter und zu Tageszeiten mit hoher Aktivität, während sie nachts und im Sommer sinkt.

Steuern, Abgaben und Genehmigungen beeinflussen die Strompreise erheblich. In Deutschland sind diese im Vergleich zu anderen EU-Ländern hoch, wodurch Strom besonders für private Haushalte teurer ist. Unternehmen können jedoch ihre Produktion gezielt in Länder mit niedrigeren Energiekosten verlagern.

Stromspeicher als Lösung für erneuerbare Energie

Feste Stromtarife erschweren es Haushalten, ihren Verbrauch an günstige Zeiten anzupassen. Effiziente Speichermöglichkeiten fehlen bislang, wodurch überschüssiger Strom oft ungenutzt bleibt. Experten schlagen vor, diesen Strom für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe zu nutzen, was derzeit jedoch noch unwirtschaftlich ist.

Deutschland steht vor der Herausforderung, seine Energieversorgung zu sichern, ohne die Abhängigkeit von Importen weiter zu erhöhen. Der Ausbau erneuerbarer Energien erfordert flexible Speicherlösungen und eine stärkere europäische Vernetzung, um Preisschwankungen und Versorgungslücken auszugleichen.

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