Heizen als Luxus: Warum eine reine Marktlösung die Wärmewende gefährdet
21.02.2025: Die Wärmewende in Deutschland steht an einem Scheideweg. Während das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gezielt den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme fördert, fordern CDU und FDP kurz vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag eine Abkehr davon. Stattdessen setzen sie auf einen freien Markt und einen steigenden CO₂-Preis. Doch eine aktuelle Studie des Öko-Instituts und des Paritätischen Gesamtverbands zeigt: Ohne ordnungspolitische Maßnahmen droht ein drastischer Anstieg der Heizkosten – mit schwerwiegenden sozialen Folgen.
CO₂-Preis als Ersatz: Eine teure Lösung für Verbraucher
Laut der Studie „Wärmewende: Die Marktlösung macht Heizen zum Luxus“ wäre ein CO₂-Preis von 524 Euro pro Tonne erforderlich, um die gleichen Emissionsminderungen zu erzielen wie durch das Heizungsgesetz. In der Folge würden die Heizkosten für die deutschen Haushalte massiv steigen:
- Ein Haushalt mit 1.000 Euro Heizkosten im Eigenheim müsste mit 887 Euro zusätzlichen Ausgaben pro Jahr rechnen.
- Eine vierköpfige Familie mit 3.000 Euro Heizkosten in der eigenen Immobilie käme auf 2.660 Euro Zusatzkosten für Energie jährlich.
- Auch Mieter in unsanierten Gebäuden müssten erhebliche Mehrkosten tragen – selbst ohne Möglichkeit, auf eine effizientere Heizung umzusteigen.
Neben den Heizkosten würden auch Kraftstoffpreise explodieren: Benzin würde um 1,25 Euro pro Liter teurer, Diesel um 1,39 Euro. Besonders einkommensschwache Haushalte könnten sich das Heizen kaum noch leisten.
Warum das Heizungsgesetz unverzichtbar ist
Das GEG kombiniert Klimaschutz mit sozialer Abfederung. Es verpflichtet nur diejenigen, die ohnehin ihre Heizung erneuern müssen, auf klimafreundliche Systeme umzusteigen und unterstützt sie dabei finanziell. Ein reiner CO₂-Preis dagegen belastet alle Haushalte – auch jene, die erst vor Kurzem in eine neue Heizung investiert haben.
Die Studie zeigt, dass eine reine Marktlösung soziale Schieflagen verschärft. Stattdessen wird eine gezielte Wärmewende gefordert, die Haushalte mit geringem Einkommen schützt, Anreize für den Umstieg auf erneuerbare Energien schafft und den Mieterschutz stärkt.
Empfehlungen für eine faire Wärmewende
Um sowohl Klimaziele als auch soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten, schlägt die Studie mehrere Maßnahmen vor:
- Soziale Entlastung: Gezielte Förderung für einkommensschwache Haushalte, um hohe Umstellungskosten zu vermeiden.
- Mieterschutz stärken: Sicherstellen, dass Vermieter Modernisierungskosten nicht vollständig auf Mieter abwälzen.
- Institutionelle Förderung: Unterstützung für Kommunen, Stadtwerke und Wohnungsbaugesellschaften bei der Umsetzung klimafreundlicher Heizlösungen.
- Social Leasing für Wärmepumpen: Ein Ratenzahlungsmodell mit einkommensabhängiger Förderung soll Wärmepumpen für alle erschwinglich machen – inklusive Wartung und Instandhaltung.
Photovoltaik und Wärmepumpen als Lösung für Immobilienbesitzer
Ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende ist die Kombination von Photovoltaik und Wärmepumpen. Durch selbst erzeugten Solarstrom können Haushalte ihre Heizkosten langfristig senken und unabhängiger von steigenden Energiepreisen werden. In Kombination mit einem Stromspeicher lässt sich die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz auf bis zu 80 % erhöhen.
- Photovoltaik bietet die Möglichkeit, günstigen Strom für den Eigenverbrauch zu produzieren.
- Wärmepumpen nutzen Umweltwärme effizient und arbeiten optimal mit Solarstrom zusammen.
Ein forciertes Förderprogramm für diese Technologien könnte nicht nur die CO₂-Emissionen senken, sondern auch langfristig Energiearmut verhindern.
Wärmewende braucht soziale Gerechtigkeit
Die Studie macht deutlich: Ein hoher CO₂-Preis allein reicht nicht aus – er würde Heizen für viele unbezahlbar machen. Stattdessen braucht es eine sozial gerechte Wärmewende mit gezielten Entlastungen, Förderung für erneuerbare Technologien und Schutzmaßnahmen für Mieter. Nur so kann Deutschland seine Klimaziele erreichen, ohne soziale Härten zu verursachen.
Die gesamte Studie als Download: „Wärmewende: Die Marktlösung macht Heizen zum Luxus“