IEA-Bericht: Energiewende in Deutschland auf Kurs – aber mit Herausforderungen
11.04.2025: Deutschland hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte bei der Energiewende erzielt. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht das Land auf einem guten Weg und attestiert ihm die Chance, diese Entwicklung als wirtschaftlichen Wachstumsmotor zu nutzen. Vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten wie dem Krieg in der Ukraine hat Deutschland zentrale Weichen gestellt, um sich unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen.
Strompreissenkung wichtiger Baustein der Energiewende
Besonders positiv bewertet die IEA den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und die zunehmende Umstellung des Energiesystems. Rund 60 Prozent des Stroms stammen inzwischen aus erneuerbaren Quellen – ein bedeutender Schritt zur Klimaneutralität bis 2045.
Trotz dieser Erfolge mahnt die IEA an, den eingeschlagenen Kurs konsequent fortzusetzen. Eine politische Kehrtwende könne dem Klima ebenso schaden wie der Wettbewerbsfähigkeit Europas. Die Energiewende müsse weiter verlässlich gestaltet und ihre Finanzierung gesichert werden.
Ein Schwerpunkt liegt laut IEA auf der Strompreissenkung – Deutschland hatte 2023 die zweithöchsten Strompreise aller 32 IEA-Mitgliedsstaaten. Um dem entgegenzuwirken, schlägt die Agentur unter anderem den beschleunigten Einbau von Smart Metern, den Ausbau von Netzen und Speichern sowie eine regional differenzierte Strompreisgestaltung vor.
IEA zur Energiewende in Deutschland: Jetzt bloß nicht aufhören
Der Verkehrssektor bleibt laut IEA das größte Sorgenkind der deutschen Klimapolitik. Hier sei bisher kaum ein Rückgang der Emissionen zu verzeichnen. 95 Prozent der verkehrsbedingten CO₂-Emissionen gehen auf den Straßenverkehr zurück. Die IEA fordert daher gezielte Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, steuerliche Anreize für emissionsärmere Fahrzeuge und eine Reaktivierung der E-Auto-Förderung.
Auch im Gebäudesektor sei der Handlungsbedarf groß – über 70 Prozent der Gebäude heizen noch mit fossilen Brennstoffen. Die IEA befürwortet hier den Einsatz von Wärmepumpen, den Ausbau klimafreundlicher Fernwärmenetze und eine stärkere Kommunikation bestehender Fördermaßnahmen.
Das Gebäudeenergiegesetz muss bestehen bleiben
Besonders kritisch sieht die IEA politische Überlegungen, das Gebäudeenergiegesetz zurückzunehmen. Die Wärmewende könne nur gelingen, wenn der politische Rahmen klar sei und Kommunen ausreichende Mittel erhielten, um die Transformation vor Ort umzusetzen. Auch beim Umgang mit Erdgas fordert die IEA eine transparente Strategie: Verbraucher und Industrie müssten wissen, wie sich die Nutzung fossiler Energieträger künftig entwickeln wird.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Stromsystem. Die Integration erneuerbarer Energien erfordere mehr Flexibilität, etwa durch Stromspeicher und intelligente Steuerung. Die IEA sieht auch Potenzial, den Einsatz von Gaskraftwerken durch Speicherlösungen zu reduzieren. Lob erhält Deutschland für seine ambitionierte Wasserstoffstrategie – dennoch seien weitere Impulse notwendig, um die Nachfrage zu stimulieren, etwa durch öffentliche Beschaffung oder gezielte Förderinstrumente.
Insgesamt bewertet die IEA den bisherigen Kurs positiv, warnt aber davor, in zentralen Bereichen wie Verkehr, Wärme und Preisgestaltung nachzulassen. Deutschland könne von seiner Energiewende ökologisch und wirtschaftlich profitieren – sofern die Politik langfristig verlässlich bleibt.