Neue Studie: Renewables Power Market Update 2025

Reinigung einer PV-Anlage

04.03.2025: Das Jahr 2024 markierte einen bedeutenden Meilenstein für die europäische Energiewende: Erstmals übertraf die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie über weite Teile des Jahres die Erzeugung aus fossilen Brennstoffen. Mit diesem Wandel gehen jedoch auch neue Herausforderungen einher. Die jüngste Analyse von Enervis im „Renewables Power Market Report 2025“ zeigt, wie sich diese Entwicklungen auf die Strompreise, die Marktvolatilität und die Wirtschaftlichkeit von Photovoltaik- und Windkraftanlagen auswirken.

Rückgang der Strompreise, aber anhaltende Volatilität

Obwohl die durchschnittlichen Börsenstrompreise 2024 im Vergleich zu 2023 zurückgingen, lagen sie weiterhin über dem Niveau der Vorkrisenjahre. Ein wesentlicher Faktor für diese Entwicklung bleibt der Erdgaspreis, der nach wie vor einen starken Einfluss auf die Märkte hat. Gleichzeitig verstärkt sich das saisonale Muster der Strompreise: Während hohe Einspeisungen aus erneuerbaren Energien im Frühjahr zu niedrigen Preisen führten, trieben Dunkelflauten im November und Dezember die Preise wieder nach oben.

Zusätzlich sorgt der Ausbau erneuerbarer Energien für eine steigende Volatilität. Die Day-Ahead-Preisspannen bleiben trotz sinkender Basispreise auf einem hohen Niveau. Diese Dynamik dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen, da der Ausbau von Batterien und weiteren Flexibilitätsoptionen hinter dem Wachstum der erneuerbaren Kapazitäten zurückbleibt.

Capture Rates und Kannibalisierungseffekte bei Photovoltaik

Ein zentrales Thema der Analyse ist der anhaltende Rückgang der Capture Rates für Photovoltaik-Anlagen. Die Capture Rate zeigt, wie viel Stromanlagen im Vergleich zum durchschnittlichen Strompreis verdienen. Besonders in Deutschland fiel dieser Rückgang stark aus: Die Capture Rate für PV-Anlagen lag dort 2024 nur noch bei 59 %, dem niedrigsten Wert in Europa. In Ländern wie Großbritannien, Italien und Finnland wurden hingegen Werte zwischen 86 und 90 % verzeichnet.

Zusätzlich beobachten die Experten eine grenzüberschreitende Kannibalisierung in Südosteuropa. Der hohe Anteil an Photovoltaik-Strom in Deutschland beeinflusst zunehmend die angrenzenden Märkte. So sanken die Capture Rates auch in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Rumänien auf Werte zwischen 63 und 66 %. Dieser Effekt führt dazu, dass das zusätzliche Stromangebot in diesen Ländern die Preise stärker drückt als in den traditionellen Vorreitermärkten.

Negative Strompreise als wachsendes Problem

Ein weiteres herausforderndes Phänomen ist die steigende Zahl an negativen Strompreisen. Diese Entwicklung betrifft insbesondere die Photovoltaik-Erzeugung. Während negative Preisstunden in Ländern wie Spanien 2024 erstmals auftraten, waren sie in den Niederlanden und Deutschland besonders häufig.

Für Betreiber von Photovoltaik-Anlagen führt dies zu erheblichen Einbußen. Enervis analysierte, dass etwa 20 % der PV-Erzeugung von negativen Preisen betroffen waren. Noch relevanter ist die EEG-Regelung, die bei mindestens drei aufeinanderfolgenden Stunden mit negativen Börsenstrompreisen keine Vergütung vorsieht – hiervon waren 16 % der deutschen PV-Erzeugung betroffen. Zum Vergleich: Bei der Windkraft lag dieser Anteil lediglich bei maximal 6 %.

Speicher und Flexibilitätsoptionen bleiben hinter dem Ausbau zurück

Um den Auswirkungen der volatilen Preise und negativen Stromstunden entgegenzuwirken, sind zusätzliche Speicherkapazitäten und flexible Stromnutzungsoptionen erforderlich. Doch der Ausbau in diesen Bereichen bleibt hinter dem rasanten Wachstum der erneuerbaren Energien zurück. Enervis prognostiziert bis 2030 einen Zubau von 390 Gigawatt erneuerbarer Kapazität, aber lediglich 93 Gigawatt an zusätzlicher Speicherleistung. Dadurch bleibt es schwierig, Mittagsspitzen bei der PV-Erzeugung abzufedern und Preisschwankungen zu reduzieren.

Die Analysten erwarten, dass die Preisvolatilität in den kommenden Jahren auf hohem Niveau bleibt. Gleichzeitig werden Null- oder Negativpreisstunden sowie Knappheitspreise häufiger auftreten. In diesem Kontext gewinnen Technologien, die dem Stromsystem Flexibilität verleihen, erheblich an wirtschaftlichem Wert. Besonders in der mittelfristigen Übergangsphase bis 2030 werden Speicherlösungen, Lastmanagement und alternative Flexibilitätsoptionen essenziell sein, um die Herausforderungen der volatilen Strommärkte zu bewältigen.

Investitionen in Speicherkapazitäten und Flexibilitätslösungen als Lösung

Die europäische Energiewende schreitet voran, doch sie bringt auch neue Herausforderungen mit sich. Während erneuerbare Energien fossile Kraftwerke zunehmend verdrängen, beeinflussen steigende Volatilität, sinkende Capture Rates und negative Strompreise die Wirtschaftlichkeit von Wind- und Solaranlagen.

Um langfristig stabile Marktbedingungen zu schaffen, müssen Investitionen in Speicherkapazitäten und Flexibilitätslösungen intensiviert werden. Nur so kann die erneuerbare Stromerzeugung effizient in das europäische Energiesystem integriert werden.

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