Positionspapier: Forschung und Industrie fordern neue Impulse für Solarbranche
07.03.2025: Führende Solarforschungseinrichtungen, der Industrieverband VDMA und das Unternehmen RCT Solutions haben ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht. Ziel ist es, die deutsche Photovoltaik-Industrie nachhaltig zu stärken und strategische Abhängigkeiten zu reduzieren. Das Papier wird den Parteien übermittelt, die nach der Bundestagswahl im Parlament vertreten sind, um die Vorschläge in die Koalitionsverhandlungen einzubringen.
Aufstieg und Fall der deutschen Solarindustrie
In den 2000er-Jahren erlebte die deutsche Solarbranche einen Boom. Das „100.000-Dächer“-Programm von 1999 und das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2000 förderten gezielt den Ausbau erneuerbarer Energien. Besonders die Einspeisevergütung, die hohe Vergütungssätze für Solarstrom garantierte, sorgte für starkes Wachstum. Unternehmen wie Q-Cells, Sovello und Aleo Solar florierten, und Pioniere wie Frank Asbeck von Solarworld verdienten Millionen.
Doch mit der schwarz-gelben Regierung aus CDU/CSU und FDP ändert sich die Lage. Zwischen 2011 und 2013 geriet die deutsche Solarindustrie in eine tiefe Krise. Sinkende Modulpreise durch asiatische Konkurrenz, hohe Überkapazitäten und unstete Förderbedingungen führten zu Insolvenzen namhafter Unternehmen. Unternehmen wie First Solar und Sovello stellten ihre Produktion ein, während SolarWorld durch Schuldenprobleme in Bedrängnis geriet. Versuche der EU, die Branche mit Strafzöllen auf chinesische Module zu schützen, konnten den Niedergang nicht aufhalten.
Gleichzeitig sank die Zahl der Beschäftigten in der Branche drastisch. Während die Grünen vor Handelskonflikten warnten, setzte die EU 2013 endgültige Antidumpingzölle durch, die jedoch oft umgangen wurden. Trotz einzelner Rettungsmaßnahmen und Übernahmen blieb die deutsche Solarindustrie stark geschwächt, während China seine Marktführerschaft weiter ausbaute. Die einst führende deutsche Solarindustrie bricht fast vollständig zusammen – und hinterlässt eine klaffende Lücke in der europäischen Energieversorgung.
Deutschlands verlorene Spitzenposition zurückgewinnen
Die Verfasser des Strategiepapiers fordern eine Kehrtwende. Eine wettbewerbsfähige Solarindustrie am Standort Deutschland stärkt die Wirtschaft und reduziert geopolitische Risiken. Zudem verfügt Europa über exzellente Forschungseinrichtungen und einen innovativen Maschinenbau, die als Basis für eine nachhaltige Produktion von Hightech-Photovoltaikprodukten genutzt werden können.
Drei zentrale Maßnahmen für eine widerstandsfähige Solarindustrie
Das Positionspapier formuliert drei konkrete Maßnahmen, um die Solarbranche in Deutschland langfristig zu stärken:
Ausbau der Produktion innovativer Hightech-Produkte
- Erweiterung bestehender Produktionskapazitäten und Aufbau neuer Fertigungsstätten.
- Nutzung europäischer Förderprogramme wie des Net Zero Industry Act (NZIA) und des Temporary Crisis and Transition Framework (TCTF) zur Unterstützung von Investitionen.
Stärkung des deutschen Maschinenbaus und internationale Vermarktung
- Entwicklung modernster Produktionstechnologien durch den deutschen Maschinenbau.
- Aufbau einer geschlossenen Wertschöpfungskette, um Abhängigkeiten von China zu reduzieren.
- Nutzung von Exportförderprogrammen, um innovative Produktionslösungen global anzubieten.
Ausbau der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur
- Wiederherstellung der Forschungsförderung auf das Niveau von 2019/2020 (mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr).
- Fokussierung auf technologische Innovationen, insbesondere kristalline Siliziumtechnologie, Perowskit- und andere Dünnschichttechnologien sowie Tandemzellen.
Politische Weichenstellung für die Zukunft der Solarindustrie
Mit dem Positionspapier setzen die Beteiligten ein klares Signal an die Politik. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sollen in die Koalitionsverhandlungen einfließen und eine zukunftsfähige Solarindustrie in Deutschland sichern. Derzeit arbeiten Forschungseinrichtungen und Industrie im Rahmen des „PV PILOT“-Projekts an einer Strategie zur nachhaltigen Stärkung der Solarbranche. Bis April 2025 soll ein Konzept vorliegen, das bestehende Infrastrukturen optimal einbindet und eine effiziente Nutzung der Fördermittel sicherstellt.
Zusätzlich fordern die Verfasser des Papiers eine Anpassung der politischen Rahmenbedingungen. Dazu gehört eine gezielte Industriepolitik, die den Wiederaufbau der Photovoltaik-Produktion in Deutschland langfristig unterstützt. Ebenso notwendig sind zukunftsorientierte Investitionsprogramme, um Unternehmen finanzielle Planungssicherheit zu bieten.
Die Initiatoren des Papiers sind überzeugt: Mit gezielter politischer Unterstützung kann Deutschland innerhalb weniger Jahre eine resiliente, hochinnovative und wettbewerbsfähige Solarindustrie aufbauen. Die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen wird nicht nur die technologische Souveränität Europas in der Solarbranche stärken, sondern auch zur Erreichung der Klimaziele beitragen.