Strompreise: Wie Deutschland die Energiewende erfolgreich gestalten kann

EEG 25 Jahre

01.04.2025: Die Preise für Strom haben sich in Deutschland seit 2010 verdoppelt. Eine Entwicklung, die sich ohne gezielte Maßnahmen fortsetzen könnte. Eine aktuelle Studie der Boston Consulting Group (BCG) zeigt jedoch nicht nur Risiken, sondern auch erhebliche Einsparpotenziale im Bereich erneuerbarer Energien auf. Durch kluge Entscheidungen kann die Energiewende nicht nur nachhaltiger, sondern auch kosteneffizienter gestaltet werden.

Fortschritte und Herausforderungen der Energiewende

Deutschland hat in den vergangenen 15 Jahren große Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien gemacht. Bereits 2024 wurden ca. 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen. Doch für die verbleibenden 40 Prozent sind weitere Investitionen erforderlich. Laut BCG könnte die Energiewende jedoch unnötig teuer werden – um bis zu 320 Milliarden Euro.

Bedarf richtig einschätzen: Deutschland benötigt weniger Strom als prognostiziert

Ein zentraler Punkt der Studie ist die überhöhte Einschätzung des künftigen Strombedarfs. Deutschland könnte bis zu 215 Milliarden Euro sparen, wenn die Ausbaupläne an realistischere Nachfrageprognosen angepasst würden. Ein übermäßiger Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzinfrastruktur könnte die Stromkosten unnötig in die Höhe treiben.

Eine höhere Flexibilität in der Stromnutzung könnte die Kosten weiter senken. Dynamische Stromtarife, intelligente Ladeoptionen für E-Autos und eine effiziente Steuerung von Wärmepumpen könnten bis zu 50 Milliarden Euro einsparen. Auch der gezielte Zubau moderner, gesicherter Gaskraftwerke könnte einen entscheidenden Beitrag leisten und weitere 50 Milliarden Euro Einsparungen ermöglichen.

Grüner Wasserstoff und Lehren aus dem Atomausstieg

Ein weiteres Potenzial für Kosteneinsparungen liegt im gezielten Einsatz von grünem Wasserstoff. Da dessen Herstellung derzeit noch teuer ist, könnte eine spätere Markteinführung wirtschaftlicher sein. Stattdessen sollte der Fokus auf bereits etablierten, effizienteren Lösungen gelegt werden.

Der Ausstieg aus der Kernenergie im Jahr 2011 hat die Strompreise beeinflusst, da günstiger Grundlaststrom durch teurere Alternativen ersetzt werden musste. Der notwendige Netzausbau für erneuerbare Energien trug zusätzlich zur Kostensteigerung bei. Trotzdem sieht die BCG keine wirtschaftliche Grundlage für einen Wiedereinstieg in die Atomkraft. Neubauten wären zu teuer, und ein Wiederanfahren der letzten stillgelegten Kraftwerke wäre mit großen Unsicherheiten verbunden.

Wachstumschancen durch die Energiewende

Trotz der Herausforderungen birgt die Energiewende große wirtschaftliche Chancen. Laut der Studie könnten die meisten Haushalte und Unternehmen langfristig von sinkenden Strompreisen profitieren – vorausgesetzt, die richtigen Maßnahmen werden ergriffen. Insbesondere die Industrie könnte durch gezielte Entlastungen wettbewerbsfähig bleiben, während sich neue wirtschaftliche Perspektiven ergeben.

Die weltweite Transformation hin zu klimafreundlichen Technologien bietet deutschen Unternehmen erhebliche Chancen. Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektroindustrie könnten von der steigenden Nachfrage nach Energiewendetechnologien profitieren. Voraussetzung ist jedoch ein starker europäischer Heimatmarkt, der den Unternehmen ermöglicht, sich im internationalen Wettbewerb – etwa mit China – zu behaupten.

Die Energiewende als Chance nutzen

Die Studie zeigt, dass eine intelligente Gestaltung der Energiewende nicht nur die Klimaziele voranbringt, sondern auch wirtschaftliche Vorteile schaffen kann. Durch realistische Bedarfsprognosen, flexible Nutzungsmöglichkeiten und eine gezielte Investitionsstrategie kann Deutschland die Stromkosten senken und gleichzeitig als Innovationsstandort für erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien gestärkt werden. Entscheidend ist es, die richtigen Weichen heute zu stellen – für eine bezahlbare, nachhaltige und wettbewerbsfähige Energiezukunft.

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